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Heilpraxis Antina Springer Reutlingen
Antina Springer
Heilpraktikerin

Abschied - Nachruf für Elsa

  • Autorenbild: antinaspringer
    antinaspringer
  • vor 7 Tagen
  • 5 Min. Lesezeit

Zu verstehen ist es nicht. Was da passiert mit mir, zurück geblieben auf der Erde und auch mit dem Wesen, dass sich mehr und mehr ins Sphärische begibt, all das entzieht sich meinem Verständnis.

Was ich tun kann ist, mich zu beobachten. 


Nach langer Krankheit von Elsa bin ich vorbereitet. Irgendwie findet in der wochen- und monatelangen Auseinandersetzung mit dem Wissen, dass das Ende kommt, eine Art Vorbereitung statt. Es findet daher im Moment, in dem der letzte irdische Prozess einsetzt, glücklicherweise kein Schock oder Trauma statt. Etwas in mir fühlt sich tatsächlich vorbereitet, und im Augenblick, der mein handeln verlangt, bin ich voll da.


Und dennoch ist der größte Anteil des ganzen Geschehens unbegreiflich. Die Trauer und die Verarbeitung des Verlustes ist ein großes inneres Gebilde an Gefühlen, Gedanken und Befindlichkeiten. Darauf bin ich nicht vorbereitet. Die Herausforderung fängt in dem Moment an, in dem der letzte Atemzug des geliebten Wesens vorbereitet wird und den es zu begleiten gilt. Und dann bin ich zurück-geworfen auf mich selbst und trete meine eigene Reise an, das Spüren des Schmerzes von Trauer und Verlust und die Öffnung für die Verarbeitung all dessen.


Die Bilder aus der Klinik, die Bilder des Begräbnisses…sie haben sich in meinen Gehirnwindungen festgesetzt und mich über Wochen hinweg eingeholt. Mich bewegt da vor allem, wie es ihr gegangen ist, da sie ja diejenige mit der Hauptrolle war. Ihr Spiel, ihre letzten Atemzüge, ihr Abschied vom Erdenkleid. Haben wir es miteinander gut hingekriegt, war ich achtsam genug, haben wir ihr es so leicht wie möglich gemacht?


Mit diesen Fragen bleibe ich zurück, eine Antwort wird es nicht geben. Ich kann und muss diese Fragen irgendwann aufgeben und akzeptieren, was ich in meiner Begleitung anbieten konnte, was mir in diesem stressigen Moment an Präsenz möglich war. Wie so oft in der folgenden Zeit muss ich es bei ihr lassen, was sie dabei erlebt hat und wie es ihr jetzt geht.


In den ersten Tagen danach war immer noch der Drang stark da, für sie etwas tun zu müssen, damit

es ihr ja gut geht...die Pflege und das lange Kümmern um sämtliche Aspekte ihres Zustandes haben sich augenscheinlich fest eingeprägt. Und jeweils musste ich mich von diesen Gedankenwelten ablösen. Zwei Aspekte habe ich mir vergegenwärtigt, zum einen, dass ich wirklich nichts mehr tun kann und zum anderen, was es ist, das ich brauche und wie ich gut für mich sorgen kann?


Sich hinter der Arbeit zu verstecken ist eine gar nicht so schlechte Sache. Anfangs tut es gut, abgelenkt zu sein und mein funktionelles Leben aufrecht zu erhalten. Die Dinge arbeiten sich so in einem gewissen Rahmen ab. Sei es, dass die gemeinsame Routine, die Gewohnheiten des Zusammenlebens verblassen, sei es, dass ich mehr und mehr vertraue, dass ihre Seele auf einer wunderbaren Reise ist, die nicht in meiner Macht steht.


Ihre Reise habe ich beobachtet beziehungsweise erfühlt:

Der erste Tag - ihre Seele ist noch unmittelbar in meiner engsten Umgebung, ums Haus herum im Garten. Das Haus konnte ich auf keinen Fall verlassen, musste mich unbedingt als Anker in unserem Lebensbereich aufhalten. Wie, als würden sich unsere inneren Lichter aufeinander beziehen. Damit

sich ihre Seele in der neuen, körperlosen Umgebung orientieren kann, brauchte sie mich als konkreten Bezugspunkt. Ich bin hier und halte die Stellung. Alles ist beim Alten, hier kenne ich mich aus, schien sie mir mitzuteilen, und Haus und Garten sind mit Leben gefüllt.

Der Tag darauf – die liebe Seele geht schon ein Stück weiter, löst sich ab, ist aber immer noch in der nahen Umgebung des Grundstückes. Ist sozusagen zwischen den Welten, ein bisschen im Irdischen, ein bisschen im Neuen. Ich frage mich, ob ich genug loslasse, oder wie ich mich am besten verhalten soll? Letztendlich ist es wohl immer das Da-sein, das präsent sein gegenüber allem was ist, ob es gut oder weniger gut ist, ob es weh tut oder nicht. Hinsehen, bezeugen, ohne überflüssiges Verstehen wollen als Resonanzkörper fungieren, als Dreh- und Angelpunkt, auf den die sich in andere Dimensionen bewegende Seele beziehen kann. Ja, ich war da und ich bin da, auch wenn ich mich unendlich alleine fühle und niemand da ist, der mich dabei hält.

Der dritte Tag - ich verlasse das Haus und bin mehrere Stunden mit Freunden unterwegs. Das tut gut und ich kann die Energie halten, während ich spüre, dass sich ihre Seele weiterbewegt, noch nicht zu weit, aber doch wieder ein Stück mehr in Richtung Feinstofflichkeit. Wir sind aufeinander bezogen, und wissen gleichzeitig, dass nun jede für sich ihren Weg weiter geht. Ich finde, das ist etwas sehr Großes und löst ungemein viel Bewusstheit aus. Der Schmerz um den Abschied, um den Verlust und die Unwiederbringlichkeit dessen wabert weiter in mir und gleichzeitig darf ich Öffnungen in neue Felder des Empfindens, des Begleitens erleben. Die 1:1-Umsetzung dessen ins alltägliche Leben hinkt jedoch noch hinterher, ich muss mir da wohl Zeit geben.


Scheinbar ist mit ihrem Tod und meiner Ermächtigung, diesen Zeitpunkt zu definieren, doch eine Erstarrung in mich gefahren. Das anfänglich als hilfreich erfahrene Arbeitsleben nehme ich nun anders wahr. Ich bemerke, dass ich mich ganz oft zusammengenommen habe und meinen Gefühlen nicht folgen konnte. Als dieses Feste, vielleicht auch vernunftgebundene Verhalten, nach einigen Wochen plötzlich abfällt, spült es mich weg. Wird es mir erst jetzt wirklich bewusst, dass sie nie mehr da sein wird?

Ich stehe wieder vor dem Unfassbaren.


Die Wohnung ist plötzlich so groß, es scheint Raum hinzugekommen zu sein. Es treten sich Prozesse los und ich ändere Dinge. Zugleich realisiere ich, dass ich zurückgeblieben bin und eine Lücke entstanden ist, die sich nicht mehr auffüllt. Es bildet sich in mir ein Feld, das mir zu verstehen gibt, dass der Tod ganz selbstverständlich zum Leben gehört. Ankunft und Abgang sind im Grunde die gleichen Prozesse, ins Leben hinein und aus dem Leben heraus, dabei heraus in etwas anderes, für uns nicht Greifbares. Ein ständiges Weben und Wirken des Kosmos, der unsere Geschicke hält. Dazwischen baut sich das Miteinander auf und wird zum festen Bestandteil des Lebens. Ich finde es nicht einfach, diesen Aufbau loszulassen. Ist der Mensch überhaupt gut darin, loszulassen, wie er lebt?


Natürlich war es klar, dass die gemeinsame Epoche endet, wie gesagt, gab es eine gewisse sachliche Vorbereitung darauf. Dennoch erschüttert es meine Seele, dass es vorbei ist. Das sie nun tatsächlich gestorben ist. Ich schwanke zwischen Unverständnis, neu gewonnenen Tagesabläufen, Schmerz und Selbstmitleid. Ja, Selbstmitleid, denn ich als Zurückgebliebene trauere, und die, die gegangen ist, tut dies hoffentlich nicht, sondern ist auf einer tollen Reise. Meine Mission war es stets, alles dafür zu tun, dass ihre Seele möglichst viele störende Themen ablösen konnte. Nun rufe ich mich dazu auf, diesbezüglich zu vertrauen und loszulassen. Ohne das Leben, das wir miteinander verbracht haben, wäre auch der Abschiedsschmerz nicht erfahrbar.


Um jemanden zu trauern, hat auch etwas Verzauberndes, Wunderschönes an sich, auch dieses Spektrum erlebe ich. Denn man hatte dieses Wesen an seiner Seite und hat so viel miteinander erlebt. Dafür bin ich dankbar und es bleibt über den Tod hinaus.


Wenn das Leben gleichförmig wäre und jeder an seinem Platz bliebe, würde es keine Entwicklung und keine Bewusstseinserweiterung geben. Das Gefühl des Schmerzes in sich zu tragen hat somit auch etwas Erhabenes an sich. Und zum Glück ist das Herz so mutig, sich immer wieder neu auf ein Miteinander und die Liebe einzulassen.

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