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Vorstellungen - möchtest du so leben?
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Vorstellungen - möchtest du so leben?

Aktualisiert: 16. Okt. 2021

Manchmal geht ein Fenster auf, und ich sehe vor meinem inneren Auge das gesamte Spektrum meines Lebensverlaufs. Es ist anders verlaufen, als ich es mir als junger Mensch vorgestellt habe.


Woran habe ich meine Vorstellungen bemessen? Wie sind sie zustande gekommen?

Vorstellungen sind trickreich. Sie fühlen sich authentisch an, richtig und gut oder auch beängstigend, unheilvoll und so weiter. Eine Vorstellung hat meistens etwas Lösungsorientiertes an sich. Wir wollen Lösungen finden für unsere Probleme, für unsere Gedankenverläufe, unsere Ideen, Wünsche, für das

was stört, was wir nicht haben wollen. Gefühle und Gedanken werden dabei häufig so wichtig genommen, dass sie fundamental werden. Gefühle und Gedanken formen sich zu Ideen, zu Ansichten, und diese Vor-stellungen verfolgen wir und treiben sie voran. Eine dauerhafte Lösung soll erschaffen werden, eine, die uns gut dastehen lässt, andere eventuell beeindruckt, uns einen Nutzen bringt. Oder eine Lösung muss her, weil eine Lebenssituation nicht mehr erträglich ist, wir uns aus einem unangenehmen Setting lösen wollen. Lösungen sind legitim.


Das immerwährende Karussell der verstandesorientierten Lösungssuche gilt es jedoch zu durchschauen.

Warum? Weil Leben pur und einzigartig, fließend, beruhigend, vertrauensvoll stattfindet, wenn ich

mich mehr von der inneren Weisheit leiten lasse als von meiner Ratio beziehungsweise dem Gemisch

aus Gedanken und Gefühlen. Finde es heraus, du brauchst mir nichts zu glauben. Es ist dein individueller Prozess, der Altlasten schwinden lässt, der Liebe wachsen lässt, der Beziehungen klärt und dich im Herzen mit dir selbst verbindet. Habe dabei Geduld, ich spreche hier von einem Lebenswerk.


Befassen wir uns noch ein bisschen mit den Vorstellungen, den Gedankensplittern des Verstandes. Wir planen den nächsten Urlaub, und auch da hat man schon eine genaue Vor-stellung, wie er sein soll, schließlich wollen wir genießen, ruhen oder aktiv sein, Menschen treffen, Neues erleben und vieles mehr. Alltag und Arbeitstag werden definiert, das Wochen-ende wird strukturiert. Daran sind Erwartungen an sich selbst und andere geknüpft. Zufrieden-heit hängt von dem Umstand ab, ob die Vor-stellungen weitestgehend Wirklichkeit werden.


Aber ist das so, dass die Vorstellungen zu deiner Wirklichkeit werden?

Der Verstand ist aufgeladen mit unendlich vielen Geschichten, Situationen, Erlebnissen, mit Eindrücken aus den Medien (auch die lagern sich ähnlich dem real Erlebten im Gehirn ab). Wir haben also Eindrücke noch und nöcher. Und der Verstand kann sich aus diesem enormen Lagerbestand stets etwas heraus-picken, sich der Situationen, der Emotionen, der Schlussfolgerungen bedienen und sie wieder ans Tages-licht holen, und arbeitet sie in das gegenwärtige Erleben ein. Es wird kombiniert, zusammengefügt, weiter-gesponnen…und wir glauben es eins zu eins. Wenn es sich gut anfühlt, wollen wir das genau so. Wenn es sich schlecht anfühlt, soll es möglichst übertüncht, weggedrückt, sofort verwandelt werden. Eine Lösung muss her. Ein spiralförmiges Unterfangen. Aber entspricht das alles dir, die/der du wirklich bist? Ist es das, was uns ausmacht, und was uns das Leben leicht und schön macht? Sind wir Wesen, die lösungsorient-ierten Ansätzen hinterherlaufen und uns von ihnen versklaven lassen, um dann häufig enttäuscht zu sein, weil es alles nicht so hinhaut, weil es anders kommt?


Der Verstand denkt während dieses Geschehens bereits weiter, er hat längst andere Ideen, Wünsche und emotionale Fixierungen ins Bewusstsein geholt.

Eine komplexe Denkwerkstatt, das ist unser Gehirn. Das Leben als ständiger Soll-Ist-Vergleich. Wie oft erlebst du, dass das Ist nicht dem Soll entspricht? Oder nur annährend? Dann sind neue Gefühle da, Enttäuschungen, Wut, Trauer, Frust, auch Freude natürlich, wenn es gut gelingt oder es sogar besser

wird als gedacht.


Wir tun gut daran, die Funktionsweise dieser Vorgänge zu durchschauen, sonst findest du dich fort-während im Wechselbad der Emotionen wieder und verpasst das, was in Wirklichkeit in deinem Inneren und deinem wahrhaftigen Sein stattfindet. Alle Emotionen dürfen sein, wir sind schließlich Menschen, aber sei dir bewusst, dass deine emotionalen Reaktionen allesamt dem Ego entspringen, deiner geformten Persönlichkeit. Wut und Trauer sind einfach nur die andere Seite der Medaille, auf der Freude, Be-geisterung, Mut empfunden wird. Und wieder speichert das Gehirn ab, und zwar das Erlebte zusammen mit der Emotion. Das limbische System bekommt eine neue Information, das autonome Nervensystem arbeitet damit und manifestiert das Erlebte. Es entsteht eine neue Nervenbahn, und so surfen wir auf unseren Gedanken-Autobahnen umher und erleben folglich Ähnliches und interpretieren es im alther-gebrachten Sinne.

Ist es dir bewusst, dass das alles bereits Vergangenheit ist?

Du, der du mit deinem Körper und deinem Leben in der Gegenwart bist, bist jedoch bereits in einem anderen Zustand, in einem anderen Kontext, in einem anderen Erleben eingebettet. Das alte Muster fließt dort hinein und webt sich in dein Denken, Fühlen, Handeln ein. Und du glaubst, all dies sei authentisch,

du meinst, du hast alles im Griff und bist Herr deiner Sinne?


Kann man sich in diesem Strudel überhaupt zurechtfinden? Kann ich diesen Wust an Eindrücken, an Ab-speicherungen ordnen, kontrollieren, im Griff haben, überwinden? Ich denke nicht. Und ich denke auch nicht, dass das der Sinn ist, wie wir mit unserem Verstand, mit unseren Dispositionen, unser Lebenshistorie umgehen sollten.


Habe ich die Chance, wirklich im Hier und Jetzt zu sein?

Zuerst einmal darf ich durchschauen, was eine Vorstellung ist. Wir haben schon eine Idee davon be-kommen, was im Verstand abläuft. Eine Vorstellung ist etwas, was durch unsere Hirntätigkeit entsteht. Unser Gehirn, eine Denkmaschine, ist gut, denn so ist unser menschliches Leben möglich, mit allen prag-matischen, organisatorischen, vernunftbezogenen Aspekten. Es ist gut für ein geregeltes Miteinander,

für die Abläufe des täglichen Lebens.


Identifizierst du dich jedoch damit, und ist es das, auf was du dich ausschließlich ausrichtest, dann findest du dich in der oben beschriebenen Spirale wieder.

Und die wird im Laufe der Zeit komplexer, vielschichtiger, manifester. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du auf diese Weise stetige Zufriedenheit erfährst, dass du Gelassenheit in allen Lebenslagen realisiert, dass du glücklich bist, und ich meine hier ein grundloses Glücklichsein, welches du erlebst, wenn du dich inner-lich von alten Auflagerungen und bindenden Glaubensmustern befreit hast. Welches du erlebst, wenn du deine Vorstellungen nicht mehr oder kaum noch kontaktierst.


Gibt es ein Rezept?


Du kennst die Antwort. Sie lautet nein. Zum Glück lautet sie nein. Denn sonst wären es nur wieder Vorstellungen, die entwickelt werden, mit hehrer und bestgemeinter Gesinnung zwar, aber doch wieder Begrenzungen, verstandesmäßige Aktivitäten, Verhaltensempfehlungen…der Ver-stand hätte uns wieder im Griff und hätte es ein ums andere Mal glaubwürdig verkauft, dass er die Lösung kennt und den Weg weisen kann.


Zuerst einmal, lass los, die Dinge im Griff haben zu wollen. Verabschiede dich von der Vorstellung, die Kontrolle zu besitzen über dich und dein Leben. Erlaube dir zu erkennen, wie dich Ängste sämtlicher Couleur beherrschen, wie sie in Vorstellungen und Lebenskonzepte eingewoben sind.

Das erfordert Mut, Ehrlichkeit, Veränderungsbereitschaft, Hingabe…es ist oft ein Sprung ins kalte Wasser. Wir sind nicht so aufgewachsen, und das Schulsystem hat es ganz bestimmt nicht vermittelt, uns wahrzu-nehmen, zu fühlen, die Sprache des eigenen Körpers zu verstehen, mit unserer Seele zu kommunizieren. Sei es drum – jede Epoche hat ihren Zeitgeist und es gibt uns trotz allem und gerade deswegen jegliche Gelegenheit, uns zu erkennen und frei zu machen. Du kannst es jetzt angehen. Bleib nicht im Alten ver-haftet, sondern gehe mit dem um, was im Hier und Jetzt in dir und um dich herum ist. Das ist dein stets aktueller Leitfaden zur Erlösung.


Finde das Neutral in all deinen Einstellungen, Situationen, Vorhaben. Der stille Punkt, das Auge des Sturms. Ein toller Spruch, "im Auge des Sturms ist es am ruhigsten", kann dein Leitfaden fürs Leben sein. Zu diesem Thema gibt es bald einen Beitrag hier in meinem Blog. Es ist es wert, gesondert angeschaut zu werden.


Was ich gerne gemacht hätte, woran ich vor vielen Jahren ein erfolgreiches und wertiges Leben bemessen habe, all dies ist so weitestgehend nicht eingetreten. In einem Moment, wo es alles vor dem inneren Auge abgebildet ist, ist das ein erstaunliches Schauspiel. Seltsam, auch ein Gefühl des Staunens, der Ehrfurcht aber auch Trauer und Anstrengung sind dann gegenwärtig. Das Umfeld, in dem wir aufwachsen, beein-flusst das Denken, die Ziele, es zeichnet den Mangel auf, weckt Hoffnungen, Wünsche und gestaltet die Träume. Der menschliche Wille ist ausgeprägt, eine Stolperfalle.


Es ist ein immenser Einsatz, die erfolgreich integrierten Glaubenssätze loszulassen beziehungsweise umzuwandeln. Der erste Schritt ist, die Bewertung sein zu lassen. Jeder Weg ist wichtig, birgt er doch

das jeweilige Ziel in sich. Vorstellungen werden vom Verstand erschaffen, es passiert einfach, und als junger Mensch nimmt man diese kreierten Welten als bare Münze. Wenn ich mit Menschen spreche, deren Vorstellungen mehr oder weniger allesamt Wirklichkeit wurden und die, vielleicht infolgedessen, eine gewisse Gelassenheit, Unbekümmertheit und Sorglosigkeit besitzen, bin ich wirklich baff. Das es sowas gibt?! Aber bitte – hier keinen Soll-Ist-Vergleich zwischen mir und dem anderen. Das bindet

nur wieder an die sozialisierten Vorstellungen und erschafft unter Umständen neue. Ich bin einzigartig,

und mein Leben mit allen Inhalten ist heilig. Es ist heilig, weil es mir geschenkt wurde, ohne dass ich

etwas dazu getan hätte. Ich bin gewollt in meinem Körper, in meinem Leben, an meinem Platz. Das ist eine ungeheuer befreiende und erhabene Realisation, die die Tiefe meines Seins berührt und läutert. Alles ist gut, das ist doch sonnenklar.


Somit ist es auch wunderbar, dass das Meiste anders kommt als erhofft, vorgestellt, erträumt. Ist die Lebensweisheit, die kosmische Ordnung, die in die menschliche Ordnung wirkt, nicht stets perfekt?!

Ich staune wieder, wie sich alles entwickelt und gefügt hat. Ich hätte es kaum besser entwerfen können. Jedoch, das muss ganz deutlich gesagt werden, ist in der Zwischenzeit auch einiges an Bewusstseinsarbeit vonstatten gegangen. Ich habe viel gelauscht, beobachtet, zugelassen, verändert in sämtlichen inneren

und äußeren Bereichen, habe losgelassen, eingesehen, bin zurückgetreten, habe mich gefügt. Es hat mich weicher gemacht, und flexibel, anpassungsfähig für die Windungen und Krümmungen des Lebens. Ich lasse zu, zu genießen. Ich bin mir meiner Täuschungen und Illusionen gewahr geworden, übe Achtsamkeit mit mir und meinem Umfeld. Habe Botschaften von allen Richtungen mit inneren Augen gelesen und nach gefühlter Einsicht entsprechend umgesetzt.


Ich habe verstanden, nichts mehr wollen zu brauchen, sondern da zu sein, Tag für Tag in diesem unfass-baren Zustand, der das Leben ist.


Vertraue.



Vor Anbeginn der Zeit, war bereits alles da, im zeitlosen Hier und Jetzt, die Intelligenz im Samen, das Leben selbst. Was aus dem Samen entstanden ist, mit dem beschäftigt sich der Verstand. Doch Menschsein ist mehr als nur Wachstum, mehr als der Verstand und alles Analysierbare.


Aus Bildlosem entstand Bildhaftes, aus Undenkbarem Denkbares, doch der Urbeginn von allem Sein ist im ewigen Dunkel verborgen. Dunkel, weil für die Sinne unfassbar und frei von Gegensätzen.


Es fließt geräuschlos durch alle Zeiten und Schichten und ist doch ewig zeitlos und unberührt von allem Geschehen. Welch unfassbare Herrlichkeit unsere vorweltlich geistige Heimat doch ist!


Wo Sterne geboren werden und sterben, sind auch wir. Wir sind aus Sternenstaub entstanden. Das wahre Sein des Menschen ist jedoch mehr als Staub, jedoch weniger als das, was er sich einbildet zu sein.


Das Ziel und den Sinn des Lebens findet der Mensch nie im Vergänglichen und in seinen Handlungen im Vergänglichen, sondern in egofreier Stille.


aus: Mario Mantese, Lichtblicke im Leben, S. 33f


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